EUHA 2021 – Impressionen des (etwas anderen) Hörakustiker-Kongresses

Nach einem Jahr coronabedingter Pause war es in diesem September wieder so weit: Die Hörakustik-Branche traf sich vom 15. bis 17. September zum weltweit größten Hörakustiker-Kongress mit angeschlossener Industrieausstellung in Hannover.

Auch wenn die 65. Auflage der Messe mit 85 Ausstellern und etwa 5000 Besuchern kleiner ausfiel als sonst, tat dies den Innovationen keinen Abbruch. Breitere Gänge, konsequente Umsetzung der 3G-Regel und Maskenpflicht brachten zudem die gewünschte Sicherheit.

Abwechslungsreiches Vortragsprogramm

Die nationalen und internationalen Referenten des Kongresses boten wieder eine Vielzahl spannender Erkenntnisse rund um das Thema Hören und Akustik. Neben aktuellen Themen wie den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Hörgesundheit, Tinnitus und Höranstrengung gab es erstmals einen gesundheitspolitischen Block.

Auch das vielseitige Thema Otoplastik und damit die akustische Anbindung von Hörgeräten wurden aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Neues zur Mikrofontechnik, zum Sprachverstehen, Cochlea-Implantaten und Anpassverfahren waren ebenfalls Inhalt verschiedener Vorträge. Und nicht zuletzt die Zukunftsaussichten moderner Hörgeräte-Technologie und damit verknüpfte Konzeptideen boten dem Auditorium ein abwechslungsreiches Programm.

Neue Ansätze bei Hörer-Technologien

Parallel wurden auf der Industrieausstellung neuste Produkte und Innovationen der verschiedenen Hörgerätehersteller dargeboten. Im persönlichen Gespräch oder über kleinere Präsentationen konnte sich das interessierte Fachpublikum über die neusten Trends und Entwicklungen informieren. So haben sich beispielsweise mehrere Hersteller der Thematik Hörgeräte-Hörer angenommen. Die neuen Ansätze für die kleinen, direkt im Gehörgang sitzenden Lautsprecher sind dabei unterschiedlich.

Quelle: GN Resound

Der dänische Hörgerätehersteller GN Resound stellte beispielsweise eine überarbeitete Version ihres M&Rie Hörers vor. Dieser birgt als Besonderheit ein im Lautsprecher platziertes zusätzliches Mikrofon. Somit kommen Hörgeräteträger mit leichten bis mittelgradigen Hörverlusten in den Vorteil, dass die Schallaufnahme an einem natürlicheren Ort stattfindet. Neben der verbesserten Performance des Hörers ist in Zukunft auch eine weitere Leistungsklasse des aktuellen Resound One Systems mit dem M&Rie Hörer nutzbar.

Active Vent ist das neueste Hörer-System der Firma Phonak. Wie schon der Name verrät, greift dieser Lautsprecher aktiv in das Hörgeschehen ein. Kamen bisher nur Veränderungen innerhalb der Automatik des Verstärkers zum Tragen, steuert das Hörsystem erstmalig auch die Belüftung des Gehörganges. In ruhigeren Umgebungen arbeitet das System für natürliches Klangempfinden wie gewohnt offen. Kommt der Träger in eine laute Umgebung oder wird Musik erkannt, schließt das Vent-System. Der Hörer wechselt zu einer geschlossenen und voller klingenden Übertragung. Die Vorteile der adaptiven Parameter des Hörsystems kommen so in diesen Situationen ideal zur Wirkung.

Alles Akku?

Batterie oder Akku? Bereits seit 2016 stellt sich diese Frage auf jedem EUHA-Kongress aufs Neue. Waren vor fünf Jahren die Akku-Geräte noch eher die Ausnahme, bieten inzwischen alle großen Hersteller verschiedenste wiederaufladbare Hörgeräte an. Ein klarer Wechsel zeichnet sich aber auch in diesem Jahr nicht ab.

So haben einige Hersteller ihr Produktportfolio um Batterie-Geräte erweitert (Oticon More), andere präsentierten neue Akku-Bauformen (Widex).

Einen großen Trend stellen Ladestation mit Zusatzfunktionen dar und die Mobilität wird immer wichtiger. Viele Hersteller bieten jetzt Ladecases mit integrierten Akkus an, um nicht immer auf eine Steckdose angewiesen zu sein. Auf der anderen Seite sind sogenannte Care-Ladestationen angesagt. Diese beinhalten neben der Ladetechnik integrierte Trocknungs- und desinfizierende UV-Reinigungsfunktionen.

Magnet-Resonanz-Ladetechnik

Eine innovative Art der Ladung für Hörgeräte-Akkusysteme hatte die Firma Signia im Gepäck. Die Magnet-Resonanz-Ladetechnik ermöglicht es, moderne Hörgeräte-Akkus innerhalb eines definierten Bereichs zu laden. Hier muss sich der Akku nur innerhalb eines Ladebereichs befinden und nicht sorgfältig positioniert werden wie beispielsweise beim induktiven Laden. Das bringt vor allem Vorteile für individuell gefertigte Im-Ohr-Hörgeräte.

Und genau dort kommt diese Technologie erstmals ab November dieses Jahres zum Einsatz. Das neue Insio Charge & Go AX kommt zunächst in drei Leistungsklassen. Es verfügt zudem über eine integrierte Bluetooth-Spule und bietet somit alle Möglichkeiten moderner Hinter-dem-Ohr Geräte auch im individuellen Im-Ohr Segment. 

Ein Bluetooth Im-Ohr Gerät in besonders kleiner Bauform kündigte auch die Firma Starkey für das Jahr 2022 an. Im Unterschied zu Signia erscheint dieses aber mit einer 10er Batterie (circa drei Tage Nutzungsdauer). Die Antenne ist im äußeren Bereich des Geräts als Zugfaden angebracht. In diesem Zusammenhang kündigt der amerikanische Hersteller mit Evolv AI die konsequente Fortsetzung ihres „Sensor-Hörsystems“ Livio AI an.

Dies war ein kleiner Auszug der interessanten Neuerungen des diesjährigen EUHA-Kongresses in Hannover. Sie möchten noch mehr über die vielen Möglichkeiten moderner Hörgeräte-Technologie erfahren? Kommen Sie in einer unserer über 85 Filialen vorbei und sprechen Sie unsere Hörakustiker darauf an! Gemeinsam finden wir das für Sie geeignete Hörsystem!

Autor: Dirk Herzog (Leiter der Hörgeräte Seifert Filiale in Traunstein)

Teile deine Gedanken